Hättest du "Der Türke" geschrieben, wäre durch diese Art der Kennzeichnung und Hervorhebung das darin enthaltene Vorurteil, bzw. die oftmals verwendete typisierende Wortwahl, die Du offensichtlich ja auch verurteilst, deutlicher hervorgehoben geworden. Damit hättest du deine persönliche Distanziertheit gegenüber dieser diskriminierenden Bezeichnung einer Bevölkerungsgruppe unmissverständlich dargestellt. Ich sehe da keine bewusste Provokation gegenüber Türken - und der Volksmund redet halt wirklich häufig von "den Türken", "den Russen", "den Zigeunern" und zunehmend "den Rumänen" - nur hättest du das in der Headline etwas geschickter sprachlich verpacken und verdeutlichen sollen.
Das Thema selbst ist leider kein Einzelfall. Es gibt auch in unserer Region Vereine, bei denen gerade ausländische Jugendliche durch dreistes, provozierendes und aggressives Verhalten am Tisch und an der Halle auffallen.Auch ich habe mich häufiger über "dumm-dreiste" Jugendliche auf Turnieren geärgert, die es auch mit der Fairness nicht so genau nahmen. Das gibt es aber auch unter deutschen Kids. Nur fällt es nicht immer so auf oder bleibt nicht im Gedächtnis hängen. Gerade in Regionen mit hohem Ausländer- und Migrantenanteil ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es zu Konflikten kommt. Das betrifft aber nicht nur Tischtennis, sondern auch Fussball. Die Gründe sind vielschichtig. Über den Sport gibt es Möglichkeiten, sich sozial zu positionieren. Aggressives Verhalten ist teils auch Mittel zur Kompensation von Defiziten, Ängsten, mangelnder Anerkennung, erlebter Frustration.
Sport ist aber auch eine Chance zur Integration. In Vereinen in unserer Region gibt es aber auch positive Beispiele, bei denen sich Übungsleiter um diese Jugendlichen kümmern und immer wieder Talente herausbringen. Nur hat nicht jeder Verein diese Möglichkeiten. In diesem Fall ist es ein Rentner. Fehlt das Personal oder die Lust - auch dass gibt es und manch ein Aktiver kann sich Schöneres vorstellen, als in seiner Freizeit Erziehungshilfe für Dritte zu leisten und sich zu ärgern - misslingt das eben. Sind die Kids Leistungsträger, dürfen sie sich halt auch mal ungestraft Undiszipliniertheiten erlauben, die mit der Faust in der Tasche von den sportlich Verantwortlichen geduldet werden. "Nachwuchspflänzchen" möchte man als Verein eben ungern verlieren. Das haben die "Youngstars" schnell heraus und je nachdem wie sie charakterlich gepolt sind, nutzen sie diese Machtposition dann eben aus. Wo da ein Verein seine Grenzen zieht und entscheidet, wie lange er sich ggf. auf der Nase herumtanzen lässt, muss er dann selbst wissen.
Im vorliegenden Fall sollte natürlich von einer Bezugsperson, z.B. Teo, versucht werden, mit dem Jugendlichen das Fehlverhalten zu besprechen und ihm Grenzen aufzuzeigen. Vielleicht ist es ihm nicht so bewusst und er erkennt dabei, was er für einen Mist gebaut hat. Kann natürlich auch sein, dass er den Götz zitiert und zu einem anderen Verein abwandert, sofern er durch seine Spielstärke Auswahlmöglichkeiten hat. Das ist dann schade, aber eben nicht zu ändern und man hat es wenigstens versucht. Auch wenn vielleicht Sozialpädagogen es als einen pädagogischen Offenbarungseid empfinden dürften, halte ich es aber im Zweifelsfall für opportun, einen Jugendlichen zu "opfern" und auszuschließen, als viele Jugendliche zu verlieren. Heute muss man im Jugendbereich halt über jeden spielwilligen Jugendlichen froh sein und Prioritäten setzen. Dabei können Einzelschicksale leider auf der Strecke bleiben - unabhängig jeglicher Nationalität. Nur kann ich mir andererseits nur schwer vorstellen, wie sich einer alleine gegen eine ganze Gruppe durchsetzen und diese wegmobben kann. Da dürften auch andere Dinge eine Rolle spielen, sofern es sich beim Übeltäter nicht um Rambo oder Bruce Lee handelt. Und ob er wirklich alleine der Bösewicht ist und vielleicht als Sündenbock für sowieso abwanderungswillige und demotivierte andere Jugendliche dient, sollte ebenfalls mal ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Solange es sich nicht um eine ganze "Türkengang" handelt, die prügelt, jüngere Kids "abzieht" oder sonst wie bedroht, zweifele ich ein wenig an den Ursachen des Fernbleibens. Solch einen Exodus habe ich nur bei ungeliebten Trainern, Pubertät oder dem Aufkommen neuer Trendsportarten gehört. Aber ich unterstelle mal, dass es sich so verhält, wie Teo es beschrieben hat. Ich würde jedenfalls auch mal die andere Seite anhören. Vielleicht gab es ja auch Beleidigungen und Anfeindungen? Damit soll nichts verniedlicht werden, aber wenn Ursachenforschung, dann in alle Richtung und mit allen Beteiligten.
Was tun? Falls die Karre nicht total in den Dreck gefahren ist, ihm nach Gespräch die dunkelgelbe Karte zeigen. Im Wiederholungsfall bei leichterem Vergehen eine zeitlich befristete Suspendierung und Hallenverbot aussprechen. Oft kehren die Kids dann freiwillig nicht mehr zurück. Manchmal hilft aber auch eine Denkpause. Bei extremen Vergehen, körperlicher Gewalt gegenüber anderen Kids oder auch Gegnern, sofortiger Ausschluss. Ob die Eltern einbezogen werden sollen, müsste im Einzelfall geprüft werden. Spielen sie mit, ist es sinnvoll. Es gibt natürlich auch welche, die ihre Kinder in Schutz nehmen und Randale machen. Problematisch ist es, wenn das Gespräch mit den Eltern dazu führt, dass die Kinder hinterher daheim von ihren Eltern deswegen zum Zweck der Disziplinierung geschlagen werden. In manchen Milieus ist das leider Usus und die Grenzen zwischen eigener Machtausübung und dem Wunsch nach Integration ihrer Kinder in die neue Heimat sind fließend. Das führt in der Regel nur noch zu mehr Aggression und dieser Aggressionsstau wird sich dann wiederum entladen - wenn nicht im Verein, dann anderswo. Hier kann man kein Patentrezept für richtiges Verhalten geben.
Wie ein Verein damit umgeht, liegt auch an der Wertschätzung des Jugendlichen und der Bereitschaft des Vereins, Integration zu fördern oder den einfacheren Weg zu gehen und den Mannschafts- und Vereinsfrieden zu bewahren. Für beide Entscheidungsformen gibt es nachvollziehbare Gründe. Ein Verein soll idealerweise, kann aber eben nicht alle sozialen und familiären Defizite und Probleme aufarbeiten und die "ganze Welt" retten. Er muss auch das gesamte Vereinsgefüge im Auge behalten, Gefahren abwägen und im Zweifelsfall unliebsame Entscheidungen treffen und "Unbelehrbare" ausschließen, bevor Situationen eskalieren, die Stimmung im Verein sich so verschlechtert, dass Austritte drohen. Wünschenswert ist das nie, doch auch das Vereinsleben ist nun mal kein Ponyhof. Dies gilt unabhängig von jeglicher Nationalität und auch "der Türke" sollte ebenso wie "die Deutschen" darauf hingewiesen werden, sich an Regeln zu halten, sein/ihr soziales Verhalten zu prüfen und sich am Riemen zu reißen.