Eigentlich ist zu diesem Belag alles geschrieben worden, was wichtig ist. Aber heute habe ich Zeit. Und vielleicht kann ich einmal ein bisschen zusammenfassen, was den HF so ausmacht. Wegen meines Urlaubs habe ich mir den HF in den letzten Wochen theoretisch erarbeitet. Festgesetzt hatten sich in meinen Vorstellungen in erster Linie folgende Gesichtspunkte (einfach in loser Schüttung aufgelistet):
1. Hohe Kontrolle
2. Flacher Ballabsprung
3. Gute Angriffsoptionen
4. Geringes Tempo
5. Schwierig beim Block, Hackblock möglich, aber nicht optimal
6. Guter Unterschnitt in der Abwehr, aber auch nicht mehr
7. Druckschupf mittelmäßig
8. Gut auf dem NSD zu spielen, vielleicht auch auf einem Off-Holz, der langsameren Klassen
9- Relativ wenig Störpotential
10. Gute Platzierungsmöglichkeiten
11. Erfordert aktives Spiel
12. Harte (Schlag-)Topspins springen extrem raus, wenn der Winkel nicht stimmt
13. Für Hackblocker und Extremkrökler am Tisch wohl nicht besonders geeignet
14. Für Unterschnitt-Abwehrer ebenfalls wohl nicht so besonders geeignet
15. Spielt sich manchmal wie ein Barna-Belag
16. Alles geht, aber nichts ist besonders gut
17. Kurze Ablegen ohne große Probleme spielbar
18. Schöne Winkel, bei denen die Bälle seitlich rausgedrückt werden, leicht möglich
19. Rollaufschläge gut, aber irgendwie ungefährlich
20. Ziemlich harte Noppen
21. Warnung einiger nicht genannter Experten, die von einer neuen Allround-Noppe sprachen, die die Welt nicht unbedingt braucht
Mit diesem "Vorwissen" bin ich dann gestern in´s Rennen gegangen. Mit dabei war ein HF in ox ohne gespannte Folie auf einem NSD, das auf der VH einen DHS H III, 1,8mm trug.
Eigentlich könnte /müsste ich meinen Bericht an dieser Stelle beenden. Ich habe nämlich, was die Eigenschaften des HF angeht, kaum etwas Neues zu berichten. Wahnsinn, ich habe nahezu alles das, was ich oben aufgelistet habe, tatsächlich selbst erfahren. Bei anderen Belägen habe ich häufig gedacht: "Watt´n Quatsch haben die denn wieder geschrieben." Diesmal nicht. Bereits mein erster Gegner stöhnte: "Die fallen ja nach unten weg wie blöd." Die Folge war ein klares 3:1 für mich. Danach kam einer meiner Problemfälle. Aggresiver Anti auf der RH und laufend TS (häufig Schlagspins) auf die Noppe. Mann, da sind mir die Bälle tatsächlich serienweise in die Karpaten gesprungen. Erst zum Schluss habe ich kapiert, dass ein halbwegs geöffnetes Schlägerblatt einen Return nahezu unmöglich macht. Das ist extremer als bei jeder anderer mir bekannten Noppe - wie bei den alten Barnas eben. Also Schläger mehr geschlossen und nur hingehalten. Auf einmal wurde der Block recht sicher - klar, harte Schlagspins gehen mit grLN einfach nicht, aber bei normalen TS kam der Ball zumeist sicher auf die andere Seite. Dann Angriffsversuche auf den Anti. Alles hinten raus. Bis mir einfiel: Barnanoppe. Der HF ist sehr griffig, also mehr drüber gehen und auf die schnittlosen Bälle weniger klatschen. Super, klappte ganz ordentlich. Trotzdem 2:4 gegen mich. Danach war ein extremer Blockspieler dran, der fast nie mit Schnitt spielt und statt TS den Ball eher hochhebt, alles aber extrem sicher. Auch ein Noppenkiller, da er wartet und dann die hohen Bälle sicher versenkt. Da habe ich drei Sätze lang extrem abgekotzt. Erst so langsam gelang es mir, die Bälle schön zu verteilen, die Ecken, die Seiten anzuspielen. So hat es dann zu zwei sehr engen Sätzen und einem 1:4 gereicht. Na ja, gegen ihn habe ich schon seit Monaten nicht mehr gewonnen und 130 TTR-Punkte mehr sind auch irgendwie aussagekräftig. Jetzt ging es in´s Doppel und das lief wirklich gut. So schön konnte ich noch mit keiner Kombination die Bälle in die Ecken drücken. Aufschlagreturns ganz links an der Seite raus - Wahnsinn. Kurze Stopps, wenn der Gegner hinten stand und die RH-Klatsche. So gut habe ich lange nicht mehr Doppel gesppielt. 3:2 für uns, weil mein eigentlich deutlich besserer Doppelpartner so schlecht wie selten spielte. Dann kam mein Standardgegner. Linkshänder, RH schnelle kurze Noppe, VH fast immer volles Rohr, 170 TTR mehr, meistens kann ich aber sehr gut mithalten. Er ist noch jung und gerade seine guten Bälle habe ich mittlerweile drauf. 2:3 verloren, aber zwei Sätze nach 6:2 und 9:7 noch abgegeben. Entscheidend waren einige kleine, leichte Fehler. US-Angaben habe ich häufiger als sonst in´s Netz gelegt. Der HF hat halt einen sehr flachen Ballabsprung. Einige hohe Bälle habe ich blöderweise mit der VH bis nach Sibirien geschossen. Ahhhh, das kann ich eigentlich viel besser. Auch beim Block immer wieder mal das Schlägerblatt zu offen gehabt. Zum Abschluss wollte es dann noch ein junger TS-Angreifer meiner Spielstärke wissen. Es wurde knapp. Immer wieder habe ich beim Block das Schlägerblatt nicht ordentlich geschlossen. Immer wieder den Rollaufschlag hinten drübergelegt. Bei diesem Ball ist der HF auf einmal richtig schnell. Das ist wohl immer dann der Fall, wenn man gerade gegen den Ball schlägt. Klar, bei anderen Noppen ist das auch der Fall. Hier jedoch besonders ausgeprägt. Na ja, die Nopen sind schließlich relativ hart. Und dann gab es noch einen Zufallsfund: Eher aus Versehen habe ich bei einem TS nicht einfach hingehalten, sondern hart gegengedrückt. Der Ball kam schnell auf der Gegenseite an und tauchte extrem flach weg. Das ist mir anschließend noch mehrmals gelungen. Jedes Mal ein klarer Punkt. Mensch, wenn ich das regelmäßig hinbekomme, habe ich eine echte Waffe gegen TS. Das ist ein Schlag, den ich bisher eigentlich nicht konnte. Mit dem HF scheint er mir aber recht sicher zu funktionieren. Mann, Mann, Mann, warum ist das nächste Training erst kommende Woche. Aber zum Glück gibt es ja noch andere Vereine mit schönen Hallen.
Fazit: Bevor ich den längsten Beitrag meines Lebens abschließe, muss es noch ein Fazit geben.
1. Die Kombination für die kommende Saison steht. Erste Wetten dagegen stehen bereits: 10,-- €, 10,-- €, 30,-- € für die Mannschaftskasse, wenn ich es bis Ende der Hinserie durchhalte. In meinem Verein glaubt keiner mehr an mich.
2. Der HF ist auch in meinen Augen keine optimale Noppe für Spieler mit ausgeprägten Spezialeigenschaften, also reine US-Abwehrer, DS-Spieler, Hackblocker. Da kann ich Noppennorbert und seine Entscheidung für den Desperado gut verstehen.
3. Die Qualität des HF liegt in seiner Vielfältigkeit. Man kann und muss den Gegner beschäftigen. Und dann muss man die Früchte seiner Arbeit aber auch ernten können. Sprich: Hohe Bälle (möglichst mit VH und RH) versenken. TS, wenn der Gegner vorsichtig den Ball zurückspielt.
4. Keine Ahnung, wie sich der Belag auf schnelleren Hölzern spielt. Zu schnell sollten sie wohl nicht sein. Zu langsam aber auch nicht, da bleibt der Ball wegen seiner Langsamkeit und des sehr niedrigen Ballabsprungs häufig im Netz hängen.
5. Der Spaßfaktor war enorm, weil die Ballwechsel häufig recht lang waren und ich viele Punkte selbst erspielt habe!!!!!!!! Es ist einfach schön, wenn der Noppenschuss beim Gegner einschlägt, er einen Seitenwischer oder Stopp nicht mehr erlaufen kann.
6. Für ganz hohe Spielklassen wird das alles vermutlich nicht reichen. Aber welche unbehandelte Noppe kann das leisten? Mindestens bis LL stellt der Belag jedoch eine echte Bereicherung der Noppenwelt dar.
So, das war´s. Ich hoffe, meine kaum zu überlesende Vorfreude hält an.
Schöne Grüße
Ric