Ok.
1. Generelle Kritik
a) Statistik.
Die Stichprobe ist so klein wie nur möglich. Es handelt sich jeweils um nur einen getesteten Ball jeder Größe der geprüft wird. Selbstverständlich hat der gute Mann (gM) nur einen Plastikball zur Verfügung. Um aber zumindest diesen einzelnen sicher beurteilen zu können, braucht er trotzdem eine ausreichend große Kontrollgruppe, d.h. passende Stichproben der anderen Bälle. Dafür müsste man vorher die Spanne der Produktionschwankungen ermitteln (oder sich an die entsprechenden Schwankungsbereiche der ITTF halten - diese sind ja vorgegeben). Dann kann man mathematisch entsprechenden notwendigen Stichprobengrößen ermitteln, die man benötigt. oder man nimmt einfach mal eine bestimmte Anzahl Bälle (z.B. 20, misst die ITTF-Normparameter aus und man sich dann keine signifikanten Abweichnungen feststellt hat man eine der ITTF Norm schon recht adäquate Vergleichsgruppe.
Damit schließt man aus, dass es sich bei den als Vergleich herangezogenen Bällen um Ausreißer handelt. Mir ist schleierhaft, warum bei Belagtests oft der begriff "Montagsexemplar" fällt, aber diese Möglichkeit hier nicht in Betracht gezogen wird. Selbst wenn der einzelner Ball zufällig die Norm treffen sollte muss er nicht zwangsläufig die Mitte der beprobten Charge repräsentieren. Dies ist noch umso wichtiger da keine geeichten Messinstrumente zur Verfügung stehen. Damit sind die Fehler hoch und Das bringt uns alle Aussagen nur relativ möglich. Jedem hier sind schon mal die unterschiedlichen Shore-Messskalen der verschiedenen Hersteller untergekommen - oder? Hier gilt dasselbe. (Selbst wenn im Messzyklus regelmäßig 38.19 mm Durchmesser "gemessen" werden sollten, so kann man ohne Eichung keine Aussage über die tatsächlichen Maße treffen.) Das bringt mich zum nächsten Punkt
[Die statistischen Grundsätze gelten für jede verwendete Komponente.]
b) Ermittlung der Messwerte
Der Fehler bei der Ermittlung der Messwerte ist hoch. Klar wird die Kritik beim Thema Gewicht, wo wohl jeder hier einsieht dass keine Aussage getroffen werden kann. Beispiel Durchmesser: Trotz aller Bemühungen des gM kann er nie mit konstanter Kraftausübung auf den Ball die Messlehre betätigen. Denn durch die Lehre wird der Ball auch verformt, was zu Fehlern führt. Das Stichprobenproblem gilt hier ebenfalls: Messfehler mitteln sich erst bei mehreren Durchgängen aus. Ergo sollte mehrmals - zudem in verschiedenen Ebenen (drei Dimensionen gemessen werden). Der Ball ist sicher nicht perfekt rund, was in verschiedenen ermittelten Durchmessern resultiert, je nachdem in welcher Ebene gemessen wird.
Die wichtigste Fehlerquelle ist dabei die am einfachsten Auszuschaltende: Der gM selbst. Wo immer möglich sollte jegliches Halten, Schätzen, Fallenlassen etc. vermieden werden. Wo es nötig erscheint, helfen viele Durchgänge, den Fehler auszumitteln (s.
a) Statistik)
Zusätzlich zu den angesprochenene Parametern vermisse ich einen weiteren Wichtigen Punkt: Die Ermittlung des Ballvolumens, hierfür könnte man sich getrost bei Archimedes bedienen.
Konkrete Verbesserungsvorschläge zum Vorgehen (nicht komplett):
1. Durchmesser:
Es sollte leicht sein, die Schieblehre so zu positionieren dass man einen Messwert ermitteln kann ohne eine der Komponenten festzuhalten. Damit ist der Druck auf den Ball immer gleich. Kleine Markierungen helfen, die drei Ebenen möglichst genau zu bestimmen.
2. Ich nenne es mal Belagbeschuss (etc.)
a) Welche Notwendigkeit besteht, den Ball mit einem Schläger auf den Belag zu schiessen? Da ist der gM wieder der Hauptfehlerproduzent. Besser: Ball aus definierter Höhe fallen lassen, und zwar mittels eines Auslösemechanismus. Das Ergebnis wären weniger variable Messergebnisse - und man könnte sich die aufwendige vertikale Konstruktion mit dem Belag auf der (Glas)platte sparen.
b) Ebenso kann man das Ballabsprungwinkelexperiment verbessern: Selber Aufbau, aber den Belag anwinkeln. Nun kann man die Winkel relativ isoliert von anderen Faktoren (Spin) bestimmen. Den Ball über eine
3. Belagwahl
Es klingt gut, verschiedene Belagtypen auszuprobieren, aber wir alle sind uns meist einig dass die Belageigenschaften Massgeblich von der Gummihärte (OG, Schwamm), (OG-)Spannung, Elastizität, Noppengeometrie etc beeinflusst werden. Diese Einflüsse sind so groß dass die hier beobachteten Unterschiede nicht einer Belagsart zugeordnet werden können. Denn in allen diesen Parametern unterscheiden sich die hier verwendeten Beläge. Ausweg: denselben Gummi für verschiedene Belagsarten benutzen. Mit NI und KN im Vergleich ließe sich das z. B. mit separat erhältlichem OG bewerkstelligen. Weitet man auf (M)LN aus, ist es schon schwieriger. Evtl brächte hier der Unterschied in der Noppenlänge wie beim Palio CJ8000 A, B, C etwas Licht ins Dunkel. Keine Aussage treffbar erscheint mir so über die Auswirkungen von Geriffelte und glatte Noppenoberfläche und glatter Ofl. (Anti - dieser ist ja meist auch extrem hart und weniger elastisch, unweigerlich einhergehend mit eben den anderen typischen Eigenschaften.)
2ter (in meinen Augen sehr unwahrscheinlicher) Ausweg: Durch vergleichende Experimente und Statistiken zeigen, dass eben typisches Muster für LN, NI, etc erkennbar ist, dass sich zwischen den verschiedenen Gruppen signifikant unterscheidet. Das bedeutet: Nicht ein Belag jedes Typs, sondern mehrere (--> große Stichproben). Da jedem aber bekannt ist dass es z.B. schnelle harte LN gibt deren Ballabsprung, Elastizität etc. die diverser NI übersteigen, ist das ein sehr theoretischer Gedanke.
4. Montage auf der Glasplatte
Der gM stellt selbst fest dass keiner der Bälle innerhalb des Kamerafeldes abspringt und aufkommt, außer bei LN. Er gibt sich hier schlicht damit zufrieden dass sein Setup nicht mehr hergibt und beschränkt sich dann auf LN. Würde er eine weniger "schnelle" Holzplatte als Unterlage benutzen, wären alle Aufbauten "in the Range". Hier betrügt er sich selbst um mehr Aussagekraft.
3. Wichtigster Grund für die Einschätzung "Keine Aussagekraft" :
Auch wenn man meint, man vergleicht hier einen einzelnen Ball mit aussagekräftigen statistisch ausreichenden Kontrollgruppen, stimmt das nur zu Anfang der Tests. Der Prototyp verändert sich im Laufe der Versuchsreihen sicherlich deutlich (--> Materialermüdung). [Hinzu kommt, dass er auch innerhalb einer Reihe durchaus nicht zu vernachlässigende Veränderungen durchmacht. Wenn man ihn z.B. mehrfach dotzen lässt, erwärmt er sich, was wiederum die Elastizität und Härte beeinflusst.]. Der Ball am Anfang all dieser Tests ist also nicht derselbe wie bei der abschließenden Besprechung.
Da aber die Bälle im Neuzustand getestet und zugelassen werden, müsste man jede Untersuchung mit
nagelneuen Bällen machen! Neu war der Prototyp nicht, sondern second hand - wer weiß wie lang William Henzell damit vorher schon geballert hat?
(Mir persönlich erscheint es durchaus als plausibel dass der Ball einfach nur durch exzessives Testen viel glatter war als die neueren Vergleichsexemplare. Mir sind sogar einige Materialspezis bekannt die wirklich alte, glattgespielte Bälle bevorzugen.)
All together (ich will hier niemandem an den Karren kacken, dies vorneweg!):
ich habe in diversen Foren verschiedene Threads von verschiedenen Usern (von denen eine gute Schnittmenge sicher auch hier zugegen ist) gelesen, z.B. zum Thema Homöopathie gelesen (Konkretes
einzelnes Beispiel hier von Variatio:
viewtopic.php?f=25&t=331&p=2728&hilit=bullshit#p2728). (Bin zu müde um mehr Beispiele zu suchen.) Selbst diese organisierten halbkriminellen Volksverdummer arbeiten mit weit höheren Qualitätsansprüchen als hier (zur Verteidigung mit bester Absicht und gezwungenermaßen!) gM. Dieses Forum scheint eher mit kritischen Zeitgenossen besetzt zu sein und das ist meist wohl die individuelle Selbsteinschätzung. Trotz aller Skepsis haben sich hier aber wohl viele täuschen lassen und es traten Erwartung, Emotion und Suggestion in den Vordergrund.
Am Ende bleiben diese Videos leider nicht mehr als eine zeitraubende Spielerei.
Nacht und bis bald!
Fuddler