Cogito hat geschrieben:Dann gibt es da noch den "dreckigen Ritter". Der Gegner (oder ich) entdecken im fortgeschrittenen Spielstadium, dass der Gegenüber irgendeinen Aufschlag nicht oder nur sehr schlecht pariert. Dann holt man sich brav immer seine 2 Punkte bei eigenem Aufschlag ab. Das ist verheerend und meist entscheidend. Im Hinblick auf enge Spielausgänge könnte man ja im 1. Satz mal vorsichtig schauen, ob man so etwas in der Schublade hat und dann mit eiserner Selbstdsziplin auf die Anwendung bis zum Ende hin verzichten.
Diese These ist schon ganz schön steil und bedarf einer gesunden Nachüberlegung:
Sich einen dermaßen vorteilhaften bringenden (Auf)Schlag aufzuheben bedarf schon spielerischer Überlegenheit oder einer ganz gehörigen Lottomentalität. Wenn man in den 5ten Satz "kommt" bedeutet dies im Umkehrschluss dass eben diese punktbringenden Schläge (die, die man sich aufheben könnte) dafür mit entscheidend waren. Waren Sie es nicht, muss man den Sack vorher zu machen, denn dann ist wohl der Kopf eher das Problem.
ich selbst habe gute Erfahrungen mit folgendem Konzept gemacht:
1. Rückschlag wählen wann immer möglich! So hat man nach 18 gespielten Punkten in den Sätzen 1, 3 und 5 Aufschlag und kann das Spiel bestimmen. Hat man selbst Aufschlag muss man seine Taktik vorher, d. h. nach 16 Punkten anwenden. Außerdem gehe ich dann grds. auch bei den Punkten 19/20 mehr Risiko beim Rückschlag.
2. Sollte es zu dieser Situation kommen, wähle ich zunächst eine Aufschlagvariante mit mehr Risiko. Dies kann z.B. ein langer schneller und etwas höherer Seitschnittaufschlag auf den Ellenbogen des Gegners sein. Gegen Rechtshänder (bin ich selbst auch) spiele ich diesen meist aus der Mitte der VH-Seite und setze dann aggressiv nach, und zwar mit beiden Seiten. Diesen überraschenden Ball nicht diagonal zu retournieren schaffen in der Regel nur wenige, somit ist man am Zug.
3. Danach folgt ein sicherer wirklich
kurzer Aufschlag und danach entweder eine spinnige Eröffnung oder ein langer dritter Ball auf den Ellenbogen. Beide Bälle muss der Rückschläger früh timen um nicht in die passive Rolle gedrängt zu werden, man profitiert hier ganz klar auch taktisch von dem Druck den man mit dem AS davor gemacht hat, und dies erhöht die Fehlerquote beim Rückschläger. (Insbesondere die kurz-Winkel --> lang-Ellenbogen-Taktik ist auch im Verlauf des Spieles immer für relativ einfache Punkte gut!)
Sicherlich ist dieses Grundsystem nicht unfehlbar und hängt vom Spielsystem des Gegners ab und außerdem davon ob er dies durchschaut. Große Spielklassenunterschiede bügelt es auch nicht aus. Entscheidend ist vielmehr: Wenn man sich eine solche Taktik zurechtlegt kann man das im Training ganz einfach üben und wird entsprechend sicherer. Man ist vorbereitet auf das was kommt und zudem selbstbewusster in der Verwertung.
Meine fünfter-Satz-Bilanz der vergangenen Saison liegt bei 11:2, verloren habe ich dabei lediglich gegen die zwei der top-drei Leute in dieser Klasse. Ohne die entsprechenden taktischen Feinheiten wäre ich gegen die beiden gar nicht in den Fünften Satz gelangt.