Uli,
ich kann das absolut nachvollziehen. Vor ca. 7 Jahren kam bei mir der Bruch. Keinerlei Lust mehr, diesen Sport auszuüben. Ich habe eine ganze Saison gar nicht gespielt geschweige denn trainiert. Vor dem letzten Spiel der Saison hat es mich dann gepackt und ich habe für das letzte Spiel zum Schläger gegriffen. Ein richtig geiles Spiel, und es hat Spaß gemacht.
Danach aber wieder keine Motivation zu trainieren oder zu spielen. Seit 20 Jahren die gleichen Gesichter, denen Du in der Runde gegenüberstehst. Also den Verein gewechselt. 4 Jahre regelmäßig gespielt, bis das Gefühl der Lustlosigkeit wieder kam. Seit 2 Jahren trainiere ich überhaupt nicht mehr und habe im Verein Bescheid gegeben, dass ich den Schläger an die Wand nagele. Letzte Saison habe ich mich aufgrund akuten Personalmangels überreden lassen, auszuhelfen. In dieser Saisaon habe ich so oft ausgeholfen, dass ich in der Vorrunde nur ein Spiel verpasst habe.
Spass hat es immer noch keinen gemacht. Aufgrund einer heftigen Verletzung habe ich in der Rückrunde nur ein Spiel absolviert und werde aller Voraussicht nach nur noch zwei mal an den Tisch gehen. Danach ist Feierabend für unbestimmte Zeit. Ich schubse jetzt seit 36 Jahren die kleine Kugel über das Netz. Warum soll ich mich zu einem Sport quälen, der mir überhaupt nichts mehr gibt?
Früher sind wir nach den Spielen teilweise um 03.00 Uhr aus der Kneipe raus. Heute würde mein Körper rebellieren und ich den ganzen Tag tot im Büro sitzen. Ich bin keine zwanzig Jahre mehr alt. Der große geht aufs Gymnasium und der Kleine steht kurz davor. Da gibt es andere Prioritäten. In zehn Jahren ist der Große wahrscheinlich ausgezogen und ein paar Jahre danach folgt der Kleine.
Die Zeit, die ich jetzt mit ihnen vebringen kann, bringt mir niemand mehr zurück, wenn ich sie jetzt verschenke. Irgenndwann sind die Jungs weg und ich stehe mit Hängebrüsten, Hüftgold und Krampfadern am Tisch und ärgere mich, dass ich vieles zu Hause verpasst habe.
Mit Hängebrüsten, Hüftgold und Krampfadern kann ich mich auch noch in zehn Jahren wieder an den Tisch stellen, wenn ich dazu Lust habe. Meine Kinder werden es mir nicht vorwerfen, dass ich dem TT-Sport ein paar Jahre den Rücken gekehrt habe.
Mein Großer spielt selbst TT, und ich betreue die Mannschaft. Das macht mir Spaß, und da opfere ich auch Zeit, da ich den direkten Kontakt zum eigenen Kind habe. Am Wochenende laufen wir mit dem Hund, grillen oder stellen sonst irgend etwas an. Das gibt mir/uns mehr als wenn ich abends oder am Wochenende am Tisch stehe.
Uli, warum sollst Du Dich zu etwas quälen, was Dir überhaupt keinen Spass macht? Lebe im hier und jetzt, und wenn Dich in zehn Jahren das Fieber wieder packt, holst Du die Kelle raus und gehst wieder in die Halle. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich die absolut richtige Entscheidung getroffen habe und nach dieser Saison defintiv aufhöre, bis in mir wieder das Feuer lodert.
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen: Die Zeit, die Du mit Deinen Kindern verbringen kannst, ist begrenzt. Irgendwann gehen sie ihre eigenen Wege und Du regridierst vom treusorgenden Vater, zum Koch, zum Taxifahrer und Geldautomaten.
Alles was Du jetzt verpasst, ist unwiderbringlich verloren. Die Zeit kennt nur eine Richtung - vorwärts.