Ach - ich erlag der irrigen Vermutung, dass man hier eine Technologie-Diskussion fuehren kann, ohne gleich ins Flamen abzugleiten ...
Wie konnte ich nur! Mir sollte doch von den pro/contra-Tenergy-Diskussionen klar sein, wohin das fuehrt! Vor allem dass das immer auf so eine persoenliche Ebene landet, mit Klischees und Vorurteilen ... *seufz*
Koennen wir uns im Folgenden auf folgende Punkte einigen?- Sowohl Andoid als auch iOS sind ausgereifte Betriebssysteme mit naturgemaess sehr aehnlichem Funktionsumfang, da gleiche oekologische Nische
- Sowohl Apple als auch das Android-Lager verwenden in ihren aktuellsten Produkten die aktuellste Hardware. "Technisch veraltet" ist da einfach nicht zutreffend.
- Wenn Apple verzoegert eine gute Idee von Android uebernimmt, oder die Androiden eine gute Idee von Apple uebernehmen- ist das denn verwerflich? Viel schlimmer faende ich es, wenn es NICHT so sein wuerde!
Von daher ist es nuechtern betrachtet absolut wumpe, ob man nun Apple oder Andoid nutzt. In beiden Oekosystemen kann man sich hervorragend einrichten, und auch ein Wechsel ist nicht sooo schwer, wie ich seit einem halben Jahr im Parallelgebrauch von iPhone und Samsung-Phone feststelle. Alle andere Differenzen/Wars zwischen den jeweiligen "Jüngern" ist reines zur Schau stellen des individuellen Narzissmus.
Mein persoenliches Fazit:Das iPhone liegt mir persoenlich besser als ein Android-Phone. Nicht viel, aber ein bisschen. Vielleicht 5% Vorsprung im subjektiven Wohlfuehlfaktor bei Bedienung, Ausgestaltung der Apps und der Gehaeuse-Haptik. Vielleicht vergleichbar damit, dass ich nun den Origin Soft anstelle des Vega Pro spiele - letzterer hat mir auf der VH auch sehr gut gefallen, aber mit dem Origin Soft fuehle ich mich einfach rundherum wohl.
Daher bin ich froh, dass ich mir das iPhone leisten kann - wobei Apple ja auch preisstabil ist, das hat nicht nur Nachteile.
Aber nun zur Apple Watch:Wenn ueberhaupt, dann koennte die Apple Watch das Zeug zum
next big thing haben. Allerdings nicht, weil Apple die ersten waeren. Sind sie naemlich nicht - genausowenig wie der iPod der erste MP3-Player war, das iPhone das erste Smartphone war, oder das iPad das erste Tablet war. Auch nicht, weil die Watch technisch so revolutionaer waere. Sie macht einen soliden Eindruck, und hat viele technische Spielereien an Bord - aber Revolution sieht anders aus.
Fuer mich allerdings der wichtigste Punkt, der FUER die Smartwatch als das "next big thing" spricht - und zwar egal ob von Apple oder von sonstwem:Die Art der digitalen Kommunikation braucht einen Umbruch zum Kleinen. Haben Smartphones und Tablets die "smarte" Kommunikation erst ermoeglicht, so ist sie doch dadurch gepraegt, dass man zunaechst mit kleineren, und nun mit immer groesseren Geraeten vor dem Gesicht herum laeuft. Ich persoenlich halte das fuer ziemlich unsmart, und ich denke, viele andere Menschen waeren auch froh, wenn sie ihren mobilen Datenaustausch diskreter erledigen koennten. Google Glass ist eine Alternative, hat aber in der Oeffentlichkeit sicherlich langfristig Akzeptanzprobleme.
Eine Uhr am Handgelenk ist das zweite seit Jahrhunderten bewaehrte Informationsmedium. Man kann sie locker am Handgelenk tragen, so dass sie beim betrachten keine Hand blockiert. Sie laesst sich verdecken und ist im non-smart-Modus einfach nur eine Uhr. Sie ist diskret, und man muss anders als bei Google Glass nicht dauernd damit rechnen, dass der Traeger einen gerade ausforscht.
Warum hat meiner Meinung nach (wieder) Apple die besten Moeglichkeiten, mit der Watch diesen Umbruch in die Wege zu leiten?- Integration in das sehr einheitliche Apple-Konzept und damit dem Potential auf schnelle Akzeptanz der Apple-Nutzer (in den USA immerhin 40% der Smartphone-Besitzer!)
- Koennte als Wallbreaker fuer mobile Bezahldienste werden, da es Apple geschafft hat, fuer Pay die grossen amerikanischen Geldkonzerne zu gewinnen
- Technisch ausgereift erscheinden Health-Funktionen, die mit den Sensoren auf diese Art bei einem Smartphone nicht moeglich sind
- Technische Spielereien, welche die Kommunikation mit Freunden erleichtern
Demgegenueber sind nicht-Apple-Smartwatches noch sehr versplittert. Waehrend die Watch praktisch in eine Monokultur integriert wird, treiben die Smartwatches von Samsung, LG, ... munter vielfaeltige Blueten, und es ist nicht klar, welche sich hiervon durchsetzen wird, welches Bedien-Paradigma das geeignete ist und wie die Ankopplung an das Smartphone perfektioniert wird. Das sind Huerden, die einer weiten Verbreitung und "Standardisierung" des Smartwatch-Konzeptes bisher entgegen stehen. User koennen die existierenden Smartwatches noch nicht so nutzen, dass ein Umbruch, wie ich ihn oben skizzierte, wahrscheinlich wird.
Ob Apple das schafft, weiss ich nicht. Dazu sind noch zu viele Unbekannte dabei (Wasserdicht? Akku-Laufzeit? Bedienbarkeit?) - aber die Praesentation der Apple Watch mit ihren Features fand ich bisher mit Abstand am ueberzeugendsten.
Von daher: Ja, ich werde sie mir vermutlich goennen. Nicht, weil sie von Apple ist. Sondern weil ich neben dem Smartphone ein dezenteres Kommunikationsmedium haben will, und zum iPhone passt dann die Watch einfach am besten.
Wenn ich mein Samsung behalten wuerde, waere eine (ausgereiftere als derzeit praesentierte) Samsung-Smartwatch meine Wahl.
So einfach ist das.