Fr 5. Sep 2014, 00:57
Nun war es endlich soweit: Die ersten Schläge mit dem neuen Holz sind gemacht. Ich habe es mit meinen Standardbelägen (T05 1,7 + Curl P4 0,5) bestückt. Hier mein Eindruck aus ca. 1h Übungen und dann mehreren Trainingsspielen gegen offensiv ausgerichtete Geger bei häufigem Wechsel zwischen dem neuen Schläger und meinem Spielschläger (JSH, T05 1,7 + Curl P4 0,5):
Allgemeine Eigenschaften:
1. Geschwindigkeit
Das Holz ist sehr langsam. Ich würde es in etwa in den Bereich vom Toni Hold White Spot einordnen, was dann folgende Reihenfolge im Vergleich mit mir bekannten Hölzern ergibt:
(schneller) JSH > Defence Pro > VKM > Powerdefence > THWS = Cutlass (langsamer)
2. Anschlag
Der Anschlag ist für so ein langsames Holz relativ hart, etwa wie das Powerdefence von Butterfly:
(härter) Mazunov >> Septear > Primorac = Persson Powerplay > JSH > Defence Pro = VKM > Powerdefence = Cutlass > THWS (weicher)
3. Elastizität
Das Holz ist ziemlich elastisch, zumindest deutlich mehr als alle anderen aufgeführten Hölzer.
4. Kontrolle
Mein Spiel an dem Abend sollte man nicht mit diesem Wort in Verbindung bringen. Das Timing hat aber nicht gestimmt, war aber mit neuem Material und schlechtem Stellungsspiel vielleicht auch nicht anders zu erwarten. Wegen der geringen Geschwindigkeit waren trotzdem alle Bälle gut zu platzieren, egal ob offensiv oder defensiv geschlagen. Ich hatte den Eindruck, dass der Ball da hin kam, wo ich es erwartet habe. Vermutlich ist das ein Zeichen für gute Kontrolle.
5. Balance
Mir ist nichts Besonderes aufgefallen, es entsprach ziemlich dem Gefühl, das ich mit meinem JSH habe. Also weder besonders kopf- noch besonders grifflastig. Ich kann mir vorstellen, dass es mit schwereren oder dickeren Belägen deutlich kopflastiger wird.
6. Haptik
Tolles Wort. Ich verstehe darunter, wie sich das Holz bei verschiedenen Schlägen anfühlt. Für mich etwas ungewohnt wegen des dünnen Blattes und des ziemlich dünnen Griffes (gleich breit, aber 1mm flacher als bei meinem JSH, das ich ebenfalls mit konkaven Griff spiele). Drehen hat nicht gut geklappt, das Holz ist mir mehrfach mittendrin hängengeblieben. Gut, den nächsten Punkt habe dann ich gemacht, weil der Gegner wegen der Lachtränen noch beeinträchtigt war.
Auf jeden Fall hat sich das Holz in jeder Beziehung angenehmer angefühlt als das Defence Pro, an dem mich besonders der kurze Griff stört, oder das Powerdefence, mit dem ich nicht richtig warm werde (und das, obwohl ich es als Matsushita Powerdefence in verkleinert bereits ca. 2 Jahre lang schon zu meinen Angreiferzeiten gespielt hatte).
Spieleigenschaften:
Aufschläge:
Aufschläge waren für mich auf Anhieb in guter Qualität möglich (bezüglich Spin, Platzierung und Tempo). Dabei hatte ich noch nicht einmal einen ungewohnten Eindruck, ganz im Gegensatz zum Powerdefence, mit dem ich auch nach mehreren Wochen kein Gefühl entwickelt habe.
Offensive Schläge:
1. Block (spiele ich aggressiv, um zu punkten)
Vielleicht durch die Elastizität, wahrscheinlich aber mehr durch den neuen T05 bedingt, konnte ich heute noch kein Gefühl für den Block entwickeln. Blocks auf langsame effetreiche Bälle gingen über den Tisch, Blocks auf harte Bälle irgendwohin.
2. Schuss
Das ging gar nicht gut, zumindest heute. Ich hatte aber einen fürchterlichen Tag und auch mit anderem Material nichts getroffen. Ich hatte den Eindruck, dass trotz der niedrigen Geschwindigkeit des Holzes satt getroffene Bälle ziemlich brachial abgehen - heute bei mir zumeist ins Netz oder an die Hallenwand... Der Eindruck war dabei sehr ähnlich zum VKM. Im Vergleich zum THWS viel besser aber nicht ganz so gut wie mit dem JSH oder den steiferen Hölzern.
3. Topspin
Gutes Gefühl, viel Rotation, relativ geringe Geschwindigkeit. Für meine Bewegung (viel Arm, wenig Handgelenk) sofort passend. Deutlich besser für mich als mit VKM oder THWS, wo ich entweder keine Sicherheit (VKM) bzw. keinen Druck (THWS) hinbekommen habe.
Der Ballabsprung beim TS ist erfreulich hoch, ich konnte ohne große Umstellung zwischen JSH und Cutlass hin- und herwechseln. Beim Cutlass kommt bei gleichem Aufwand halt deutlich weniger Tempo herum. Der erste TS auf Schnitt bei Aufschlägen oder Ablagen ging wirklich gut, TS aus der Halbdistanz ist nicht so mein Ding, aber auch das war akzeptabel. Auf jeden Fall muss ich mit dem Powerdefence trotz dickeren Belags (T05 1,9 auch ziemlich neu) beim TS mehr hochreißen.
Defensive Schläge:
1. Schupf
Sowohl beim kurz/kurz als auch bei aggressiveren Schupfbällen habe ich viel Rotation hineinbekommen, viel mehr als mit dem abgespielten T05 auf meinem JSH. Das Gefühl beim Schupfen ist sehr angenehm und kontrolliert, ich hatte jederzeit den Eindruck, den Ball dahin spielen zu können, wohin ich es wollte. Die Sicherheit dabei war gut, es ging nicht mehr daneben als mit dem JSH und altem T05, mit dem ich dafür aber mehrere Monate eingespielt bin.
2. Lange Abwehr
Mit dem griffigen Belag v.a. in der Vorhand kann ich dazu noch nicht viel sagen, dafür spiele ich Schnittabwehr in der Vorhand zu schlecht. Dies ist der Schlag, bei dem ich mich noch am wenigsten wohl fühle und an dem ich am meisten arbeiten muss. Zumindest gelang er direkt sicherer als mit dem JSH, ein mehr an Schnitt lag aber vermutlich eher am neuen Belag. Schnittvariationen konnte ich noch nicht bewusst spielen, aber ich hatte keinen guten Tag.
Mit dem Curl P4 war die Abwehr auf Anhieb sicher und schnittreich, Platzieren ging nach Belieben. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass der Ball zu kurz kommt, wie mir das vor allem beim THWS passiert ist. Spät angenommen - und wie soll ich sagen: durchgesenst? - hatten die Bälle zwar eine hohe Flugbahn, waren aber lang und schnittig genug, um meistens nicht abgeschossen zu werden. Auch früh angenommene Bälle, eher mit Hackbewegung gespielt, gelangen sicher und gingen ziemlich flach übers Netz. Alles in Allem dürfte die Abwehr mit Schwammnoppe die Paradedisziplin dieses Holzes sein.
Lediglich der Rückschlag auf lange, leere Aufschläge in die Noppe war entweder zu unsicher und ging häufig daneben oder war zu kurz und schnittlos und wurde abgeschossen. Das unterscheidet sich bei mir aber mit dem Cutlass nicht besonders von meinen Erfahrungen mit anderen Hölzern.
3. Treibschlag gegen TS
Auf der Vorhandseite gelang der Schlag sofort, etwas langsamer als mit dem JSH, aber die Länge und das Gefühl dabei waren gut. Auf der RH spiele ich den Schlag nicht.
4. Störspiel
Kann ich nicht, daher kann ich auch keine Einschätzung zum Potential dieses Holzes dafür sagen. Noppentop ging ganz gut (wenn ich mit Handgelenk spiele und nicht mit dem ganzen Arm durchschwinge), aber ich komme mit steiferen udn schnelleren Hölzern dabei besser zurecht. Konter und Block mit der Noppe gelang nicht gut, aber das liegt eher an mir. Mit anderem Material ist das auch nicht besser.
Zusammenfassung:
Das Cutlass ist ein gutes Holz, vor allem im defensiven Bereich. Die Schnittentwicklung ist weit überdurchschnittlich, das Tempo mäßig bis gering, aber man kann auch Druck machen. Die Kontrolle ist auffällig gut, für jeden Schlag hatte ich auch beim ersten Spielen ein gutes Gefühl.
Inwieweit das Holz meinem Spielsystem entgegenkommt, bleibt abzuwarten, immerhin bin ich immer noch in der Umstellung (ich spiele defensiv erst seit Ende letzten Jahres, davor über 30 Jahre lang mit 2xNI eher Schupf-, Block- und Schussspiel, TS nur, wenn ich dazu gezwungen wurde). Auf jeden Fall kann ich das Potential des Cutlass derzeit nur ansatzweise nutzen. Es kann für mich das JSH zwar in absehbarer Zeit nicht ablösen, aber auf jeden Fall werde ich es nicht direkt weglegen, wie einige andere, hier nicht aufgeführte Hölzer.
- Abwehr mit Zwischenangriffen -