Klar, abgerechnet wird bekanntlich am Schluss und ob die Noppe etwas "kann", wird die Praxis zeigen.
Was die Fragen der Namensgebung und Gestaltung des Belagcovers angeht, unterschätzst Du die psychologische Wirkung von Produktnamen und Design. Mc Gibbons ist vom Fach. Ich bin Kommunikationswissenschaftler und habe 13 Jahre lang als Marktforscher in der qualitativen Marktforschung gearbeitet. Verpackungstests, Analysen zum Produktdesign, Etiketten- und Logogestaltung und Werbewirkung waren unser "täglich Brot". Du glaubst kaum, was man bei der Produkteinführung alles falsch machen kann und Produkte durch Design- und Kommunikationfehler sowie falsche Platzierung um den Erfolg bringen kann.
Da ich mich nebenher auch intensiv mit TT-Produkten beschäftigt und auch früher so einige TT-Kataloge lektoriert habe, kenne ich auch die Flops. Die "älteren Spieler" unter uns kennen vielleicht noch den Belag "Fräulein" von Butterfly. Andro brachte einen "Plasma Woman" heraus. Das "Cover-Girl" spielte mit mir im selben Verein. Die Beläge waren bereits durch den Namen "stigmatisiert". Für die männlichen Spieler waren sie schon durch die Namensgebung aus Imagegründen quasi "unspielbar". Damit haben sich die Firmen einen Teil ihrer potenziellen Käufer selbst gekillt. Ich kenne einen Spieler, der den Plasma Woman spielte - und da schallte es durch die Halle "kein Wunder, dass der Chris keinen Ball versenkt, der spielt ja einen Mädchen-Belag". Klar ist so ein Argument machohaft, evtl. ungerecht gegenüber dem Produkt und unlogisch. Doch der Belagname steht auch für zugeschriebene Eigenschaften und mit diesen Attributen gehen Erwartungen an die Produkteigenschaften daher. Daher werden auch viele martialische Namen verwendet. Ein männlicher Spieler spielt lieber wie ein "Killer" als wie ein "Fräulein". Tischtennisbeläge und Hölzer sind eben die "Waffen" in den Händen des Aktiven. Und so kommt es dann auch mal zu Marken wie "Killerspin". XIOM-Produkte im ursprünglichen Design enthalten auch Gestaltungselemente, die man von Raumschiffen und Weltraumwaffen kennt. Auch im Forum bekannte Marken wie die legendären "Hattori Hanzo-Hölzer" verdanken ihren Namen japanischen Schwertern und dem Filmklassiker "Kill Bill". Für Sprachforscher gibt es da sicherlich noch weitere interessante Fallbeispiele.
Die Verbindung von "Dr. Neubauer" und "Scalpell" passte zum Beispiel gut. Medizinischer Titel, filigranes Instrument, chirurgischer Eingriff, Präzision sind in sich stimmig.
Das Problem bei falscher Namensgebung ist nur, dass die Produktanforderungen unterschwellig steigen. Ist ein Produkt mit einem plakativem Premiumproduktnamen gut, entspricht es den zuvor zugeschriebenen Erwartungen. Natürlich ist bei einem Flop dann auch das Enttäuschungsrisiko entsprechend höher. An ein Produkt mit einem nicht so viel versprechenden Namen geht man mit geringeren Erwartungen heran und ist kritischer eingestellt. Es dauert dann auch länger, bis man seine Skepsis und Anfangszweifel überwunden hat. Bei der Covergestaltung läuft es ähnlich ab.
Was wohl Mc Gibbons und ich aussagen möchten ist nur, dass es sich Dr. Neubauer nicht unnötig schwer machen sollten. Warum nicht ein gutes Produkt herausbringen und Chancen des Produktdesigns und Namengebung nicht
zusätzlich nutzen und im Rahmen des Marketings die eigenen Chancen erhöhen, statt durch vermeidbare Designfehler mit einem Kommunikationsmanko zu starten? Ein weiteres Problem bei der Namensbildung ist es, internationale Besonderheiten von Eigennamen und kulturelle Besonderheiten zu beachten. Namen werden dazu im Vorfeld auch unter den Kriterien des "Ethnomarketings" einer Analyse unterzogen. In Gesprächen mit einem Holzexperten "lernte" ich, dass gerade im asiatischen Raum "Allround" nicht so angesagt ist. Entweder OFF oder DEF. Dies zeigt sich auch an den Abstufungen von Chinabelägen, die es oft nur in Max gibt und selten in Zwischenstärken. "Killer" versteht jeder, "Allround Premium" ist da im Nachteil und meiner Auffassung nach auch als Produktname zu lang und nicht "griffig" und einprägsam genug.
Cogitos Aussage, dass Foren meinungsbildend und verkaufsfördernd wirken, kann ich nur bestätigen. Häufig werde ich von einem Freund mit eigenem TT-Shop gefragt, ob kürzlich in einem Forum über einen Belag oder Holz kommuniziert hätten. Bei ihm stieg danach im Shop die Nachfrage nach Nittaku Screw, Nittaku Best Anti, Victas Koji Matsushita (>10 Stück) an.
Lassen wir uns also vom Allround Premium und Killer überraschen und drücken Dr.Neubauer und Carsten die Daumen, dass sie etwas Gutes geschaffen haben, das der Markt akzeptiert und für Zufriedenheit sorgt. Sollten unsere konstruktiv-kritischen Kommentare helfen, in der Zukunft die ein oder andere Designentscheidung etwas sorgfältiger vorzubereiten, haben sich doch unsere veröffentlichten Gedankenspiele gelohnt.
Kleiner Tipp an Carsten: Manche Unternehmen beziehen Konsumenten bei der Entwicklung ihres "Erkönigs" mit ein und lassen über Namen und Design im Vorfeld anonym abstimmen. "Welchen Namen findet ihr gut und welche Gestaltungsvariante". Eine Gruppe von ca, 20-30 Spielern kann hier eine Tendenz vorgeben. Und bestimmt freuen sich potenzielle Nutzer hier im Forum über einen Warengutschein oder ein Freiexemplar, sofern sie es nicht einfach "just for fun" machen. Es gibt hier genügend Fachkompetenz, nutzt sie einfach.